Im Jahr 1998 wurde im Fernverkehr auf der Gäubahn ein Epochenwechsel vollzogen: Die |
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zuvor jahrzehntelang gewohnten lokbespannten D-Züge wurden durch den Einsatz von |
Cisalpino (ETR 470)- und ICE-T-Neigetechnikzügen der Baureihe 415 nahezu vollständig - |
mit Ausnahme einzelner Urlauber-D-Züge an einigen Sommertagen - ersetzt. Der durch diese |
sieben täglichen Zugpaare zwischen Stuttgart und Zürich (drei davon nach/von Milano C, |
eines davon als Umsteigeverbindung) schon seit vielen Jahren bestehende Zweistunden- |
Fernverkehrstakt auf der Gäubahn stand beim Fahrplanwechsel im Dezember 2002 erstmals |
zur Disposition. Damals hatte die DB das für notwendig erachtete Einsparpotenzial durch die |
umlaufoptimierte Einsparung einer 415-Einheit realisieren können, indem eine ICE-Ver- |
bindung auf Cisalpino umgestellt, der Halt in Böblingen ersatzlos gestrichen und teilweise |
eine Kurzwende in Stuttgart Hbf eingeführt wurde. Dadurch ergaben sich jedoch nur noch |
sechs Fernverkehrsverbindungen (drei CIS- und drei ICE-Zugpaare), so dass eine Ergänzung |
durch ein auf der Gäubahn neu eingeführtes zusätzliches lokbespanntes IC-Zugpaar |
erforderlich wurde: IC 381 (Stuttgart - Milano C) und IC 380 (Milano C - Stuttgart) wurde |
auf den wohlklingenden Namen Insubria (Landschaft bei Mailand) getauft und die Zug- |
nummer von dem in den 1990er-Jahren in ähnlicher Fahrplanlage verlaufenden Zugpaar |
D 381/D 380 Stuttgart - Milano (bzw. Chiasso) - Stuttgart "recycled". |
Der Insubria wurde zwischen Stuttgart und Singen (Htw.) in der Regel aus einer sechsteiligen |
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SBB-Wagengarnitur in der Reihung 2 Apmz + 4 Bpmz (Wagen in der Reihenfolge nach der |
Lok beim IC 381; beim IC 380 entsprechend umgekehrt) gebildet; in Singen wurde er mit |
einigen Verstärkerwagen auf der Fahrt nach Milano C ergänzt bzw. auf der Rückfahrt nach |
Stuttgart verkürzt. Somit waren an den insgesamt 1092 Verkehrstagen des Insubria pro Tag |
in der Regel zwei sechsteilige SBB-Wagengarnituren auf der Gäubahn unterwegs. Zweimal |
wurden jedoch italienische FS-Wagengarnituren beobachtet, und einmal wurde ein IC |
380/381-Umlauf durch eine aus silbergrau-blauen Cisalpino-Wagen bestehende Garnitur |
gebildet. Besonderheiten bei der IC 381-Zugbildung ergaben sich außerdem durch die an zwei |
Tagen beobachtete Überführung von Nachtzugwagen (DB bzw. CNL) zwischen Lok und |
üblicher Wagengarnitur sowie durch die an einem Tag eingesetzte, aus der DB- |
Knotenpunktreserve bestehende Ersatzgarnitur mit Steuerwagen. |
Die Bespannung des Insubria erfolgte auf der Gäubahn als in sich geschlossener Umlauf, d.h. |
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die DB-Lokomotive, die IC 381 von Stuttgart nach Singen (Htw.) beförderte, übergab dort |
den Zug an eine Schweizer SBB Re 4/4''-Maschine, ehe sie dann später mit IC 380 die Rück- |
leistung nach Stuttgart übernahm. Planbespannungen waren die Fernverkehrsbaureihen |
112 (75 Einsätze), 120 (161 Einsätze) und 101 (730 Einsätze). Bei einem Ausfall der Planloko- |
motive war ein hohes Ausmaß an Flexibilität zu beobachten. So wurde der Insubria seit sei- |
ner Einführung bis letztmals am 27.06.2003 zum "Auslaufzug" der Baureihe 103 (20 Einsätze). |
Weitere von der Planbespannung abweichende Fernverkehrslokomotiven waren die auf der |
Gäubahn selten anzutreffenden Maschinen der Baureihe 181 (6 Einsätze) sowie von DB Regio |
ausgeliehene Lokomotiven der Baureihen 110 (auch DB Bahncharter-Maschinen; 93 Einsätze), |
111 (7 Einsätze) und 112 (nach deren Übertragung vom Fernverkehr zu DB Regio). Weiterhin |
wurden gelegentlich auch zwei Lokomotiven eingesetzt, sowohl in echter Doppeltraktion |
(101+101, 112+112, 120+101) als auch GA-Schleppfahrten zur Triebfahrzeug-Überführung |
(u.a. 101+110, 110+110, 181+110). Eine Besonderheit bildete auch die an zwei Betriebstagen |
beobachtete Bespannung mit der letzten oceanblau-beigen Stuttgarter 110 (110 306), die |
den Insubria zum stilechten "Gäubahn-Nostalgie-D-Zug" im 1990er-Jahre-Look werden ließ. |
Zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2005 hat die DB weiteres Einsparpotenzial identifiziert |
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und den angeblich vor allem an Wochentagen schwach ausgelasteten Insubria ersatzlos |
gestrichen. Dadurch wird nun nach Jahrzehnten erstmals eine Lücke in den Zweistunden- |
Fernverkehrstakt auf der Gäubahn gerissen. Das Problem des Zugpaares bestand darin, daß |
es aufgrund der etwa 15 Minuten längeren Fahrzeit gegenüber den Neigetechnikzügen aus |
dem Takt fällt und somit die Anschlüsse in Stuttgart von und zum Fernverkehr nach Norden |
nicht hergestellt werden konnten. Andererseits stellt der nun nicht mehr gewährleistete |
Zweistundentakt sicherlich für viele Reisende ein "K.O.-Kriterium" für die Reise mit der |
Bahn dar, da nun beispielsweise für spätnachmittags von Süden nach Norden (Geschäfts-) |
reisende die IC 380-Verbindung fehlt und eine Rückkehr nach Rottweil, Horb oder Stuttgart |
erst am späten Abend mit dem ICE 180 möglich wäre. Somit ist zu befürchten, dass mit der |
Einstellung des Insubria nicht nur das fotografische Highlight wegfällt, sondern dass |
entsprechend des von vielen anderen unrühmlichen Beispielen bekannten Teufelskreises |
"Angebotsverschlechterung - Nachfragerückgang - endgültige Einstellung" der Anfang vom |
Ende des Fernverkehrs auf der Gäubahn durch die DB eingeleitet wurde. |
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Gäubahn Letzte Änderung: 10. Dezember 2005 ... © U.S. Seitenanfang |